Innovationen, neue Produkte und kreative Projekte lassen sich oft nur schwer finanzieren. Die Banken lehnen ab, weil Erfahrungswerte fehlen und Venture-Capital ist in Deutschland wesentlich schwieriger zu akquirieren als in den USA. Die beste Alternative zur Finanzierung wäre in diesem Fall Crowdfunding, da hier das Risiko überschaubar bleibt. Sehr viele kleine Anleger tragen mit relativ geringen Beiträgen zur Gesamtsumme bei. Abgewickelt wird alles virtuell über spezielle Plattformen. Doch wie können Gründer, Kreative oder Unternehmen dort eine Kampagne starten? Erfahren Sie hier mehr über Crowdfunding, über die Vorteile und Nachteile, über die wichtigsten Plattformen und erhalten Sie viele wichtige Tipps in unserem Leitfaden “In fünf Schritten zum Erfolg mit Crowdfunding”.
Das Wichtigste vorab kurz zusammengefasst
- Beim Crowdfunding finanziert eine große Anzahl an Unterstützern (Crowd) mithilfe von relativ geringen Beiträgen (funding) Projekte und Ideen.
- Unterschieden wird dabei zwischen Reward-Based (materielle Gegenleistung) und Donation-Based (reine Spenden) Kampagnen.
- Beim Crowdinvesting erfolgt hingegen eine finanzielle Gegenleistung.
- Die Abwicklung erfolgt über Plattformen, die speziell für Crowdfunding bzw. Crowdinvesting konzipiert wurden.
- Crowdfunding Kampagnen sollten unbedingt gründlich vorbereitet werden, dazu gibt es einen übersichtlichen Leitfaden.
- Durchschnittlich werden etwa 10.000 Euro pro Kampagne an Unterstützung generiert, bei bestimmten Aktionen auch wesentlich mehr.
- Die einzelnen Unterstützer zahlen in der Regel einen Betrag im zweistelligen bzw. niedrigen dreistelligen Bereich.
Was ist Crowdfunding – Definition
Crowdfunding, übersetzt “Schwarmfinanzierung” ist eine spezielle Form der Finanzierung (Funding) von Ideen und Projekten durch eine Vielzahl von Unterstützern (Schwarm = Crowd). Zur Verfügung gestellt wird in der Regel eine verhältnismäßig kleine Summe und als Gegenleistung erhalten die Unterstützer entweder etwas Materielles (Reward) oder die Unterstützung gilt als Spende (Donation).
Typische Merkmale von Crowdfunding
Crowdfunding wird vor allem durch folgende Merkmale geprägt:
- Es gibt eine Vielzahl an Unterstützern.
- Häufig geben Privatpersonen Geld bei Crowdfunding Aktionen.
- Die Beträge liegen in der Regel im zweistelligen oder unteren dreistelligen Bereich.
- Es handelt sich größtenteils um sogenannte Mikrofinanzierungen.
- Die Crowdfunding Kampagne wird auf einer speziell darauf ausgerichteten Plattform gestartet.
- Die Idee oder das Projekt werden auf der Plattform umfassend vorgestellt.
- Die Vorbereitung der Kampagne benötigt Zeit und ist relativ aufwändig.
- Kosten fallen nur bei erfolgreichen Kampagnen in Form von Gebühren für die Plattform an.
- Transaktionsgebühren fallen für alle Geldanweisungen im Rahmen einer Kampagne an und sind zusätzlich zu den Gebühren zu zahlen.
Was kostet Crowdfunding?
Crowdfunding ist zwar nur im Erfolgsfall kostenpflichtig, umsonst ist es jedoch nicht. Zum einen sind die Transaktionsgebühren für die entstehenden Zahlungen (z.B. Paypal o.ä.) zu übernehmen. Dazu kommen die Gebühren der Plattformen, die in der Regel bei etwa 5 % der Finanzierungssumme liegen. Insgesamt können so Kosten in Höhe von 4 % – 12 % für eine Crowdfunding Kampagne entstehen.
Zusätzlich ist der relativ große Arbeitsaufwand für die Vorbereitung (Kalkulation, Businessplan usw.) und für die Begleitung der Kampagne (Marketing, Community-Management) zu berücksichtigen. Weiterhin sind die materiellen Gegenleistungen einzukalkulieren. Falls es sich dabei um die geförderten Produkte handelt, ist auf den Verkaufserlös Umsatzsteuer abzuführen, gleichzeitig sind die Einnahmen aus dem Crowdfunding steuerlich anzusetzen.
Wie lange sollte eine Crowdfunding Kampagne laufen?
Je nach Plattform können Kampagnen bis zu 60 oder sogar 90 Tage laufen. Der optimale Zeitraum liegt erfahrungsgemäß zwischen 30 und 40 Tagen. Dann ist das ideale Gleichgewicht zwischen Dringlichkeit und Dynamik erfüllt. Insgesamt betrachtet kann die Finanzierung so in der Regel schneller geregelt werden als über einen klassischen Bankkredit, der oft eine noch längere Bearbeitungszeit benötigt.
Welche Arten von Crowdfunding gibt es?
Crowdfunding kann auf verschiedene Arten funktionieren:
Donation
Beim Donation-Based-Crowdfunding erhalten die Spender keine Gegenleistung für Ihre Zuwendung, können den Betrag jedoch als Spende oder Sonderausgabe steuerlich geltend machen.
Reward
Im Reward-Based-Crowdfunding erhalten die Spender eine materielle Gegenleistung für Ihre Zahlung, oft in Form des unterstützten Produktes oder einer anderen, nicht-finanziellen Leistung.
Crowdinvesting
Crowdinvesting, auch Equity-Based-Crowdfunding genannt, bezeichnet eine Beteiligung von vielen Geldgebern (Mikroinvestoren) mit kleinen Beiträgen an Unternehmen. Die Investoren erhalten dafür eine finanzielle Gegenleistung, wie zum Beispiel einen Anteil an der jährlichen Gewinnausschüttung oder Zinsen. Es handelt sich beim Crowdinvesting in der Regel um stille Beteiligungen bzw. Beteiligungsdarlehen, eine Mitbestimmung ist für die Investoren nicht vorgesehen.
Crowdlending
Beim Lending-Based-Crowdfunding stellt eine Vielzahl von Kreditgebern einem Unternehmen Fremdkapital zur Verfügung. Es handelt sich daher im Wesentlichen beim Crowdlending um eine Form der Kreditvermittlung. Die Kreditgeber erhalten im Gegenzug Zinsen und Tilgung. Die Projekte werden meist in Form eines „Alles-oder-Nichts“-Verfahrens abgewickelt, das bedeutet, dass die Finanzierung nur funktioniert, wenn die anvisierte Summe zustande kommt.
Alles-oder-Nichts-Prinzip
Viele Crowdfunding Aktionen werden nach dem “Alles-oder-Nichts-Prinzip” durchgeführt. Dies bedeutet, dass die Unterstützer nur dann zahlen müssen, wenn die genannte Finanzierungssumme erreicht wird, ansonsten bekommen sie das Geld zurück. Statistisch gesehen sind Crowdfunding Projekte dieser Art erfolgreicher als flexible Modelle, bergen allerdings das Risiko, dass die anvisierte Summe nicht erreicht wird.
Crowdfunding als Alles-oder-Nichts oder als flexible Kampagne starten?
Häufig sind “Alles-oder-Nichts” Kampagnen erfolgreicher als flexible Kampagnen. Es wird mehr Druck aufgebaut und alle Beteiligten wollen, dass das Projekt erfolgreich realisiert wird. Denn nur dann bekommen die Unterstützer ihre Gegenleistung und das Projekt erhält genügend Kapital, um wirklich an den Start zu gehen.
Flexible Modelle im Crowdfunding
Bei flexiblen Modellen im Bereich Crowdfunding zahlen die Spender auf jeden Fall und der Projekteinreicher erhält die Summe, die gezahlt wurde, egal, ob der anvisierte Betrag erreicht wurde oder nicht. Dieses Crowdfunding Modell ist wesentlich weniger risikoreich als das “Alles-oder-Nichts-Prinzip”. Der Unterstützer weiß, welche Sonderausgaben er absetzen kann und der Projekteinreicher erhält auf jeden Fall Geld, wenn auch oft weniger als geplant.
Expertentipp
Dipl.-Kfm. Alexander Pyzalski
Steuerberater, Geschäftsführer
Wie finde ich die ideale Finanzierungshöhe für Crowdfunding?
Crowdfunding ist eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Finanzierung kreativer Ideen und Projekte. Allerdings ist die Festlegung der Höhe des benötigten Kapitals für eine Kampagne eine große Herausforderung. Die meisten Crowdfunding Aktionen werden gestartet für Summen von im Schnitt etwa 10.000 Euro (Startnext, Deutschland) oder von etwa 26.000 US-Dollar (Kickstarter, USA) im Bereich Projekte. Für neue Produkte liegen die Ziele mitunter weitaus höher, oft bei 50.000 Euro und mehr. Zu hohe Ziele schrecken Kleinanleger insgesamt eher ab und gerade beim “Alles-oder-Nichts” Konzept erscheint es demzufolge eher unwahrscheinlich, dass die anvisierte Summe tatsächlich erreicht wird. Schauen Sie sich als Unternehmer für Ihr geplantes Crowdfunding Projekt daher unbedingt vergleichbare Projekte an und planen Sie realistisch. Prüfen Sie ggf. weitere Finanzierungschancen, damit Sie Ihr Projekt möglichst sicher realisieren können.
Besprechen Sie Ihr Vorhaben unbedingt vorab mit Ihrem Steuerberater. Dieser kann mit Ihnen gemeinsam eine realistische Kalkulation und den notwendigen Businessplan aufstellen sowie zudem eventuelle staatliche Förderungen beantragen und alle weiteren Finanzierungsmöglichkeiten prüfen. Damit Sie gut vorbereitet ins Crowdfunding starten können.
Was sind die besten Crowdfunding Plattformen?
Für Crowdfunding stehen eine Reihe von Plattformen zur Auswahl, die Wichtigsten stellen wir hier vor. Beachten Sie, dass die Plattformen das jeweilige Projekt in der Regel vorab prüfen und somit keine automatische Freigabe für eine Crowdfunding Aktion erfolgt.
Startnext
Als größte deutsche Plattform für Crowdfunding gilt Startnext. Dieses Unternehmen finanziert laut eigener Aussage vor allem mutige, innovative und kreative Projekte. Eine ideale Möglichkeit vor allem für Gründer und Erfinder, aber auch für bestehende Unternehmen, um neue Projekte zu finanzieren. Startnext gehört zu keinem Konzern und finanziert sich selbst und aus freiwilligen Unterstützungen. Neben Crowdfunding werden auch Match-Funding-Projekte unterstützt.
- Art des Crowdfunding: Rewarded Based
- Art der Kampagnen: Sowohl “Alles-oder-Nichts” als auch flexible Kampagnen möglich.
- Sprachen: Deutsch & Englisch
- Kosten: Transaktionsgebühr etwa 5 % (je nach Zahlungsdienstleister), weitere freiwillige Gebühren in Höhe von 6 % als Beitrag erwünscht. Detailinformationen zu den Gebühren gibt es hier.
- Erfolgreiche finanzierte Projekte: etwa 16.700 (Stand Ende 2024)
- Bisher finanzierte Summen: etwa 153 Millionen Euro (Stand Ende 2024)
Kickstarter
Als weltweit größte Crowdfunding Plattform finanziert Kickstarter aus den USA vorrangig kreative und innovative Projekte, vor allem im Bereich Film, Musik und Technologie im “Alles-oder-Nichts” Verfahren.
- Art des Crowdfunding: Rewarded Based
- Art der Kampagnen: Alles-oder-Nichts
- Sprachen: Englisch & Deutsch & viele weitere
- Kosten: Gebühr von 5 % auf die erzielte Summe, falls die Aktion erfolgreich verläuft, sonst fällt keine Gebühr an, die Transaktionsgebühren für die Zahlungen (in der Regel 3 %) sind zu übernehmen. Mehr zu den Gebühren hier.
- Erfolgreich finanzierte Projekte: etwa 272.000 (Stand Ende 2024)
- Bisher finanzierte Summen: etwa 8,5 Milliarden US-Dollar
Indiegogo
Im Gegensatz zu Kickstarter richtet sich Indiegogo (ebenfalls aus den USA) stärker an Start-ups. Neben Produkt- und Geschäftsideen können über einen Marktplatz auch erfolgreich finanzierte Produkte verkauft werden.
- Art des Crowdfunding: Rewarded Based
- Art der Kampagnen: Sowohl “Alles-oder-nichts” als auch flexible Kampagnen möglich (es wird die erreichte Summe ausgezahlt)
- Sprachen: Englisch & Deutsch & viele weitere
- Kosten: 5 % Gebühr für “Alles-oder-Nichts-Projekte”, 9 % für flexible Projekte, zusätzlich sind die Transaktionsgebühren zu zahlen (durchschnittlich etwa 3 %). Mehr Informationen zu den Gebühren gibt es hier.
- Erfolgreich finanzierte Projekte: mehr als 800.000
- Bisher finanzierte Summen: mehr als 1 Milliarde US-Dollar
EcoCrowd
Ausschließlich auf nachhaltige Projekte spezialisiert ist EcoCrowd aus Deutschland. Hier werden umweltfreundliche Ideen sowohl finanziell als auch durch Vernetzung unterstützt. Zudem kann der Projektträger, die Deutsche Umweltstiftung, helfen, Projekte weiterzuentwickeln. In 2024 wurde EcoCrowd neu aufgestellt. Es werden nun durch Spenden ermöglichte Fördertöpfe angeboten und es wird durch Abstimmungen entschieden, wer die Förderungen erhält. Die Projektstarter können sich dafür bewerben.
- Art des Crowdfunding: heute Donation Based, früher Rewarded Based
- Art der Kampagnen: Abstimmungen, welche Projekte die Spenden erhalten.
- Sprachen: Deutsch & Englisch
- Kosten: Gebühr wird individuell festgelegt, da gemeinnütziger Träger, Transaktionsgebühren sind zu zahlen. Mehr Informationen zu den Gebühren gibt es hier.
Seedmatch
Bei Seedmatch handelt es sich um eine Plattform, die Start-ups durch Nachrangdarlehen unterstützt. Die Investoren profitieren durch Bonuszinsen oder Exit-Boni, im Insolvenzfall gelten die Darlehen allerdings als nachrangig.
- Art des Crowdfunding: Crowdinvesting
- Sprachen: Deutsch & Englisch
- Kosten: Setup-Gebühr bei Start der Kampagne, degressive prozentuale Provision, Transaktionskosten sind nur bei erfolgreicher Kampagne zu zahlen. Mehr Details zu den Gebühren gibt es hier. Zusätzlich sind vereinbarte Boni zu zahlen.
- Erfolgreiche Finanzierungen: 203 (Stand 2024)
- Bisher finanzierte Summen: 77 Millionen (Stand 2024)
Exporo
Bei Exporo handelt es sich um eine Crowdinvesting Plattform, die sich auf die Immobilienbranche und auf den Bau von Infrastrukturprojekten zu Erneuerbaren Energien spezialisiert hat. Es geht hauptsächlich darum, Geld für die Realisierung von Bauprojekten zu akquirieren. Da es sich dabei um größere Summen handelt, liegt die Mindestinvestition bei 500 Euro. Die Unterstützer erhalten eine Rendite bzw. eine Rückzahlung der Gelder inklusive Zinsen nach einer vereinbarten Laufzeit.
- Art des Crowdfundings: Crowdinvesting
- Sprachen: Deutsch & Englisch
- Kosten: zwischen 0 % und 2 % des jeweiligen Fonds
- Erfolgreiche Finanzierungen: ca. 600 (Stand 2024)
- Bisher finanzierte Summen: etwa 1,2 Milliarden Euro (Stand 2024)
betterplace
betterplace ist eine gemeinnützige Plattform, auf der zahlreiche Projekte weltweit vorgestellt werden, für die Spenden erbeten werden. Die Projekte sind in der Regel gemeinnützig, Spenden daher steuerlich absetzbar.
- Art des Crowdfunding: Donation Based
- Sprachen: Deutsch
- Kosten: Durch die Gemeinnützigkeit entstehen keine Kosten, es handelt sich um eine reine Spendenplattform, die ihrerseits ebenfalls durch Spenden finanziert wird.
Eine weitere bekannte Spendenplattform ist gofundme, auf der gezielt Spenden für bestimmte Notlagen (zum Beispiel Hilfe für Familien nach der Flutkatastrophe o.ä.) gesammelt werden können. Darüber hinaus existieren weitere Plattformen auch für Crowdlending oder Crowdinvesting.
Sie interessieren sich für Crowdfunding als Finanzierungsalternative für neue Projekte? Gerne unterstützen wir Sie mit realistischen Kalkulationsansätzen, mit einem Businessplan und bei der Auswahl der passenden Plattform. Vertrauen Sie auf unsere Erfahrung, damit Ihre Finanzierung bestmöglich funktioniert.
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Für wen ist Crowdfunding geeignet?
Crowdfunding eignet sich vor allem zur Finanzierung von innovativen Ideen und von kreativen Projekten. Gerade bei neuen Entwicklungen fällt es oft schwer, Banken zu überzeugen, da noch keine Erfahrungswerte vorliegen. Weiterhin kann Crowdfunding auch dazu genutzt werden, eine erste Serie der neuen Produkte herzustellen.
Beispiele für Crowdfunding
Es gibt eine Fülle von Beispielen für Crowdfunding. Hier eine Auswahl. Mehr Informationen bieten die Webseiten der entsprechenden Plattformen:
- In der Musikbranche nutzen häufig noch weitgehend unbekannte Musiker oder Bands Crowdfunding, um ihr erstes Album zu produzieren. Die Unterstützer erhalten danach die CD oder auch eine Eintrittskarte zu einem Konzert.
- Falls ein Produkt bereits fertig entwickelt ist, jedoch das Geld für die Produktion fehlt, können mithilfe einer Crowdfunding Kampagne die Produktionskosten vorfinanziert werden (Pre-Selling), das Produkt wird quasi vorab an die Unterstützer verkauft, da sie dieses als Gegenleistung erhalten.
Welche Alternativen gibt es zum Crowdfunding?
Alternativ oder ergänzend zum Crowdfunding können für Innovationen auch staatliche Förderungen genutzt werden, zum Beispiel im Rahmen des Wachstumschancengesetzes. Weiterhin kann der Weg über Venture Capital (VC) ins Auge gefasst werden. Dabei beteiligen sich sogenannte Venture-Capital-Gesellschaften an jungen Unternehmen, stets mit dem Ziel, bei Weiterveräußerung der Beteiligung Gewinne zu erzielen. Zudem ist es möglich, auf Suche nach einem Investor zu gehen, der Firmenanteile erwirbt. Dies geht jedoch mit einer Einflussnahme des Investors auf die Unternehmensentwicklung einher und sollte gut überlegt werden. Beim Crowdfunding nehmen die Unterstützer hingegen keinerlei Einfluss auf das Unternehmen und werden auch keine zur Mitsprache berechtigten Anteilseigner.
Vorteile & Nachteile von Crowdfunding
Crowdfunding bietet eine Vielzahl an Vorteilen, es sind allerdings auch einige Herausforderungen zu meistern. Die Vorteile überwiegen jedoch bei weitem die Nachteile. Wir stellen Ihnen hier die wichtigsten Vor- und Nachteile von Crowdfunding vor:
Es können mittels Crowdfunding Projekte finanziert werden, die sonst an einer fehlenden Finanzierung gescheitert wären.
Insbesondere für Gründer und Projekte im kreativen Bereich (Musik, Film, Kunst) bietet sich Crowdfunding als Finanzierungsmöglichkeit an.
Kostenintensive Bankkredite können vermieden werden.
Karitative oder kreative Projekte können durch Crowdfunding effektiv unterstützt werden.
Eine erste (Serien-) Fertigung von neuen Produkten kann durch Crowdfunding finanziert werdenreative Projekte können durch Crowdfunding effektiv unterstützt werden.
Die Gesamtsumme wird von vielen Unterstützern mit jeweils relativ kleinen Beträgen erzielt. Die Hürden zur Unterstützung sind daher niedrig.
Das Risiko ist sowohl für den Projektstarter als auch für die Unterstützer relativ gering.
Die Unterstützer erhalten eine materielle Gegenleistung oder eine Spendenquittung.
Es müssen keine Anteile am Unternehmen an die Unterstützer abgegeben werden.
Insbesondere durch “Alles-oder-Nichts” Kampagnen kann das Interesse am Produkt getestet werden.
Durch Veröffentlichung (und weitere Werbung) werden die Idee bzw. das Produkt einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und bekannter.
Die Unterstützer funktionieren als Multiplikatoren und können so sowohl weitere Unterstützer akquirieren als auch zur steigenden Bekanntheit beitragen.
Es besteht ein gewisses Risiko der Nachahmung, da die Idee auf der Crowdfunding Plattform detailliert vorgestellt werden muss.
Falls bei einer “Alles-oder-Nichts” Finanzierung die Kampagne keinen Erfolg hat, wird das Scheitern öffentlich.
Falls nach einer flexiblen Kampagne das Projekt nicht realisiert werden kann aufgrund zu geringer finanzieller Mittel, kommt es zu einem Vertrauensverlust.
Unterstützer erhalten ihre Gegenleistung nur bei einer erfolgreichen Aktion.
Die Vorbereitung einer Crowdfunding Aktion ist sehr aufwendig.
Es fallen Gebühren für die Plattform und Transaktionskosten für die Zahlungen an, insgesamt können die Kosten bis etwa 12 % betragen.
Leitfaden: Wie gehe ich beim Crowdfunding vor?
Damit eine Crowdfunding Aktion erfolgreich verläuft, sollten Sie wie folgt vorgehen:
In fünf Schritten zum Erfolg mit Crowdfunding
1.Idee
- Am Anfang steht stets die Idee bzw. das Projekt.
- Dies kann z.B. ein neues Produkt, eine künstlerische Leistung (wie eine CD) oder die Herstellung eines bereits konzipierten Produkts sein.
- Es sollte zwingend vorab Marktforschung betrieben werden, ob ein gewisser Bedarf für diese Idee oder das Produkt besteht.
2. Finanzierungsbedarf festlegen
- Unbedingt ermittelt werden muss der notwendige Finanzierungsbedarf.
- Der dafür notwendige Business- bzw. Finanzierungsplan sollte unbedingt mit einem Steuerberater besprochen werden.
- Es sollten ergänzende bzw. alternative Finanzierungsmöglichkeiten geprüft werden (Förderungen von staatlicher Seite, Bankkredit usw.).
3. Crowdfunding Plattform finden
- Zunächst ist festzulegen, ob Crowdfunding auf Reward-Base oder auf Donation-Base oder Crowdinvesting gewählt werden soll.
- Anschließend ist eine Auswahl der für diese Art von Crowdfunding geeigneten Plattform zu treffen.
- Unbedingt zu überprüfen sind dabei die anfallenden Gebühren und Transaktionskosten, diese müssen bei der Ermittlung der Finanzierungshöhe zwingend hinzugerechnet werden.
- Weiterhin ist zu entscheiden, ob es sich um eine “Alles-oder-Nichts” oder um eine flexible Kampagne handeln soll.
4. Kampagne starten & durchführen
- Sobald die Entscheidung für die Plattform getroffen wurde, kann die Kampagne dort aufgesetzt werden.
- Schauen Sie sich unbedingt vorher die Kampagnen von Mitbewerbern sowie weitere erfolgreiche Kampagnen an, um die eigene Kampagne zu optimieren.
- Es sind sowohl die Finanzierungshöhe, die Art der Kampagne als auch die Laufdauer der Kampagne festzulegen.
- Es wird unbedingt eine Begleitung der Kampagne durch Marketingmaßnahmen und Community-Management (Teilen auf Social-Media-Kanälen, Anzeigen usw.) empfohlen.
5. Idee bzw. Projekt auf den Markt bringen
- Falls die Kampagne erfolgreich verläuft und das angestrebte Finanzierungsziel erreicht wird, kann die Idee umgesetzt werden.
- Die geplanten Produkte / Leistungen können auf den Markt gebracht werden.
- Die Unterstützer erhalten die vereinbarten Gegenleistungen.
- Lediglich bei reinen Spenden-Kampagnen erfolgt keine Gegenleistung, die Unterstützer können jedoch eine Bescheinigung anfordern.
- Vergessen Sie nicht, sich bei allen Unterstützern zu bedanken und diese im Rahmen des Community-Managements in die weitere Entwicklung zu involvieren. Für zukünftige Kampagnen kann sich dies positiv auswirken!
Wie wirkt sich Crowdfunding steuerlich aus?
Zählt Crowdfunding als Einkommen? Tatsächlich ist die bei einer Crowdfunding Kampagne erzielte Finanzierung als Einkommen zu versteuern!
Daneben gibt es noch weitere steuerliche Aspekte beim Crowdfunding zu beachten:
- Grundsätzlich unterliegt das Crowdfunding keinen speziellen rechtlichen und steuerlichen Regelungen. Es sind die üblichen Bedingungen bezüglich der Besteuerung von Einnahmen und Investitionen anzuwenden.
- Der Empfänger muss die eingehenden Gelder als Einnahmen versteuern.
- Die Übergabe der vereinbarten materiellen Gegenleistung ist als Verkaufserlös umsatzsteuerpflichtig.
- Alle Kosten, die bei der Umsetzung der Idee bzw. der Herstellung der Produkte anfallen, sind als Betriebsausgaben absetzbar.
- Die Kosten & Gebühren für die Crowdfunding Kampagne können ebenfalls steuerlich geltend gemacht werden.
- Finanzielle Gegenleistungen in Form von Zinsen oder Erfolgsbeteiligungen sind vom Empfänger als Kapitalerträge zu versteuern.
- Die Unterstützer können ihren Beitrag in der Regel als Sonderausgaben steuerlich absetzen.
- Eine Anerkennung als Spende ist bei der Unterstützung von Unternehmen in der Regel nicht möglich, da diese meistens nicht als gemeinnützig anerkannt sind.
- Bei reinen Spendenkampagnen können Spendenquittungen ausgestellt werden, falls der Empfänger als gemeinnützig eingestuft wurde.
Denken Sie unbedingt daran, die steuerlichen Aspekte des Crowdfunding vorab mit Ihrem Steuerberater zu besprechen und bei der Finanzierungsplanung zu berücksichtigen.
Fazit
Crowdfunding ist insbesondere für Gründer und Selbständige im kreativen Bereich eine interessante Form der Finanzierung. Die Vorbereitung und Durchführung der Kampagne benötigt jedoch eine gewisse Zeit und die Höhe der notwendigen Finanzierungssumme sollte unbedingt vorab mit einem Steuerberater geklärt werden. Wir von der Datax GmbH Steuerberatungsgesellschaft stehen Ihnen gerne bezüglich Crowdfunding mit Rat und Tat zur Seite! Vereinbaren Sie gerne einen Termin für ein Kennenlerngespräch.
FAQ
Beim Crowdfunding erhalten die Unterstützer eine materielle Leistung (z.B. das unterstützte Produkt), beim Crowdinvesting hingegen eine finanzielle Leistung (Zinsen, Erfolgsbeteiligungen o.ä.) als Gegenleistung. Zudem gibt es noch Crowdfunding Maßnahmen, die rein als Donation (Spende) funktionieren, der Unterstützer erhält entsprechend eine Bestätigung über die Zuwendung.
Durchschnittlich werden beim Crowdfunding für Projekte und Ideen in Deutschland etwa 10.000 Euro als Finanzierungsziel gesetzt. Die Beiträge der einzelnen Unterstützer liegen dabei meist im zweistelligen oder niedrigen dreistelligen Bereich. Falls es sich um Kampagnen handelt, die Produktionsprozesse finanzieren sollen, liegen die Summen in der Regel weitaus höher, überwiegend bei 50.000 Euro und mehr.
Bevor man eine Crowdfunding Kampagne erstellt, sollte das Projekt detailliert beschrieben werden, die notwendige Finanzierungssumme realistisch kalkuliert und die Art des Crowdfunding festgelegt werden. Anschließend kann eine passende Plattform ausgewählt, die Kampagne aufgesetzt und die Laufzeit bestimmt werden. Optimalerweise sollte die Crowdfunding Kampagne von Marketing-Maßnahmen begleitet werden, um den Erfolg zu unterstützen.